Bericht, Kleine Zeitung vom 22.11.2017
Bildung für die Vielfalt der Begabungen
PISA Ergebnisse mitsamt gegenseitigen Schuldzuweisungen bringen uns im Bildungsbereich nicht weiter. Was wir benötigen, sind gut ausgebildete Pädagogen/innen. Menschen, denen die Wissensvermittlung noch eine Herzensangelegenheit ist. Genügend Zeit und Ressourcen, die direkt im Klassenzimmer ankommen. Eine Förderung von Talenten und Leistungen, denn Leistungsbereitschaft darf etwas wert sein. Ferner eine respektvolle Feedbackkultur, wie sie auch in anderen Institutionen schon lange zur Selbstverständlichkeit gehört. Zugleich müssen ein differenziertes Schulsystem und die Wahlmöglichkeit, in welche Schule das eigene Kind geschickt wird, erhalten bleiben. Sollte nicht die Vielfalt der Bildungswege der Vielfalt menschlicher Begabungen und Interessen entsprechen? Dazu gehört auch eine Weiterentwicklung der Zentralmatura und Umwandlung dieser in eine teilzentrale Matura. Flexibilisierung der schulischen Tagesbetreuung ist den Eltern ebenfalls ein großes Anliegen. Augenblicklich wird hauptsächlich die verschränkte Ganztagsschule unterstützt. Der Großteil der Eltern benötigt jedoch flexible Betreuung mit variablen Abholzeiten. Hier geht man leider oft von den Bedürfnissen einer Großstadt aus und vergisst dabei, dass wir in Kärnten zu einem guten Teil andere Strukturen haben.
Die Familienstrukturen ändern sich, Migration stellt eine weitere wichtige Herausforderung dar. In Zukunft wird es notwendig sein Unterstützungspersonal (Schulpsychologen, Schulsozialarbeiter, Coaches) flächendeckend zur Verfügung zu stellen. Im Vergleich zu anderen Staaten ist Österreich in diesem Bereich sehr schlecht aufgestellt. So gibt es in Kärnten lediglich an 22 Schulen Schulsozialarbeiter/innen. Die Schule wird all das jedoch nicht allein bewältigen können. Nach wie vor ist es notwendig, dass die wichtigsten Regeln und Werte des zwischenmenschlichen Umgangs vom Elternhaus mitgegeben werden. Wir, die Eltern, müssen auch selbst Verantwortung übernehmen. Den Kindern Vorbild sein, ihnen Vertrauen und Verlässlichkeit zukommen lassen. Nicht alles kann und soll dem Staat übertragen werden.
Gertrud Kalles-Walter
Präsidentin des Landesverbandes der Elternvereine Ktn. AHS/BMHS