Offener Brief an Politik und Bildungsdirektion: Bitte halten Sie die Schulen offen! Sorgen Sie für Unterstützung und Klarheit.
Klagenfurt, 10.11.2020
Ad: Bildungsdirektion für Kärnten; Landespolitik Kärnten; Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung
Landesverband der Elternvereine Kärnten: „Für offene Schulen, Unterstützung und Klarheit sorgen!“
Schon der Lockdown im vergangenen Frühling war für uns alle eine große Herausforderung. Eine neuerliche Schließung aller Schulen geht jedoch auf Kosten unserer Kinder und Jugendlichen. Der Landesverband der Elternvereine Kärnten ist sich der derzeitigen Covid-19 Infektionszahlen bewusst, und auch der lokalen Maßnahmen, die notwendig sind. Den Kindern und Jugendlichen wird durch das Vorgehen jedoch das Recht auf Bildung verwehrt und die Bildungsschere wird sich zudem weiter öffnen. Eine Bildungsdifferenz, die nur mehr schwer bis gar nicht aufzuholen ist. Unser Standpunkt: Die Verantwortung dafür trägt die Regierung. Der viel gepriesene Online Unterricht ist schlicht kein vollwertiger Ersatz für Präsenzunterricht.
Als problematisch erachten wir, dass Urlaube und Pflegeurlaube vielerorts bereits aufgebraucht sind. Nicht selten blockieren Arbeitgeber, wie wir von verzweifelten Elternteilen immer wieder hören. Die zunehmend vorgeschlagene Heimarbeit der Eltern sorgt für zusätzliche Konflikte und zeitliche Engpässe. Eltern können die Betreuung zu Hause dann nicht mehr wahrnehmen. Obendrein möchten wir erwähnen, dass sie auch keine LehrerInnen im schulischen Sinne sind und der Haushalt kein Schulhaus ist. Spannungen sind also vorprogrammiert. Die Vermittlung des Lernstoffes und die Sicherstellung des Lernerfolges ist Aufgabe und Pflicht der Schule und damit der PädagogInnen. Wir als Landesverband der Elternvereine Kärnten wehren uns gegen die Abschiebung der Verantwortung und die Belastung der Eltern durch das Homeschooling!
Es steht außer Frage, dass der derzeitige Schulbetrieb fordernd und schwierig ist. Maßnahmen lokal notwendig sind. Sowohl LehrerInnen als auch SchülerInnen befinden sich in Ausnahmesituationen. Gerade in Zeiten wie diesen könnten viele Schulen Hilfe gut gebrauchen. Unterstützungspersonal könnte an dieser Stelle und darüber hinaus für die Reduktion von Spannungsfeldern sorgen. Etwa SchulsozialarbeiterInnen, PsychologInnen oder FörderpädagogInnen. Dafür bedarf es jedoch einer Aufstockung der finanziellen Mittel!
Und die Zentralmatura 2021? Unter den aktuellen Umständen wird sie ad absurdum geführt, da die Unterrichtsangebote von Schule zu Schule stark schwanken und ein Leistungsvergleich mit anderen Matura-Jahrgängen vor dem Hintergrund drastisch verschlechterter Vorbereitungsbedingungen ebenfalls kaum bis nicht möglich ist. Etwa wenn Lehrstoff aus dem Vorjahr fehlt. Selbst dort, wo Online-Unterricht den Umständen entsprechend stattfinden kann, sind viele SchülerInnen weitgehend auf sich allein gestellt. Vorauszusetzen, dass alle SchülerInnen der Oberstufen in der Lagen sind, ihrem Tag selbst Struktur zu verleihen, ist realitätsfern. Ohne ausreichender Begleitung und Vorgaben konkrete und klar definierte Ziele zu erwarten, ebenso.
Nun sind Sie an der Reihe! Verschließen Sie nicht die Augen vor den Problemen zwischen den Zeilen. Das umfasst:
- Ein Offenhalten aller Schulen
- Zusätzliche Mittel für Förderunterricht
- Zusätzliche Mittel für Supportpersonal (Schulsozialarbeiter, Psychologen)
- Eine klare Positionierung zum Maturaformat 2021 bekannt zu geben, um den Abschlussklassen die entsprechenden Vorbereitungen zu ermöglichen.
Wir fordern offene Schulen, Unterstützung und Klarheit!
Für den Landesverband der Elternvereine Kärnten:
Gertrud Kalles-Walter, Präsidentin für den höheren Schulbereich
Werner Rainer, Präsident für den Pflichtschulbereich